Die Faszination für Rinder und der Wunsch, ein eigenes Kuschel-Rind zu besitzen, werden oft von niedlichen Kuh-Kuschelvideos und herzigen Bildern kleiner Kälbchen ausgelöst. Doch was bedeutet es wirklich, ein Rind zu besitzen? In diesem Blogbeitrag werden wir dieser Frage auf den Grund gehen.
Die Entscheidung, ein Rind zu kaufen, bedeutet in erster Linie Verantwortung für dieses Tier zu übernehmen. Man ist dafür verantwortlich tiergerechte Lebensbedingungen zu schaffen, eine gesunderhaltende Futter- Wasser- und Mineralversorgung zu gewährleisten sowie die Bereitschaft aufzubringen, sich im Krankheitsfall um das Tier zu kümmern. Dies geht nicht nur mit erheblichem Zeit- und Kostenaufwand einher, sondern erfordert auch die Aneignung von Wissen für ein tiefgehendes Verständnis für die Bedürfnisse von Rindern. Diese Verantwortung begleitet dich während des gesamten Rinderlebens, das bis zu 25 Jahre lang sein kann.
Das Tierschutzgesetz (TierSchG) (abgerufen 18.10.23) formuliert das in § 2 folgendermaßen:
In der Tierschutznutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV) (abgerufen 18.10.23) wird leider nur das Halten von Kälbern und nicht von älteren Rindern geregelt, dennoch ist ein wichtiger Punkt in § 11 (Überwachung, Fütterung und Pflege) festgehalten: Wer Kälber hält, hat, unbeschadet der Anforderungen des § 4, sicherzustellen, dass
Es ist also nicht nur eine ethische Verpflichtung, die volle Verantwortung für ein Tier zu tragen, sondern auch eine gesetzliche.
Wenn du dich dazu entscheidest, ein Rind zu retten, aber keinen eigenen Hof oder keine geeignete Unterbringungsmöglichkeit hast, kannst du dein Tier in Pension bei einem Pensionshof einstellen. In solchen Fällen wird das Tier normalerweise in Vollpension auf dem Hof untergebracht. Das bedeutet, dass die tägliche Versorgung und Kontrolle durch den Hofbesitzer und/oder weitere verantwortliche Personen übernommen wird. Dies reduziert zwar den täglichen Zeitaufwand für dich selbst erheblich, bedeutet aber nicht, dass deine Verantwortung für das Tier erlischt. Du musst sicherstellen, dass das Rind gut versorgt und gepflegt wird und natürlich auch weiterhin die finanziellen Verpflichtungen übernehmen.
Die monatlichen Kosten für die Unterbringung eines Rindes in Pension belaufen sich auf etwa 100 bis 250 €. Hinzu kommen Ausgaben für Ausrüstung, Klauenpflege, Entwurmung und Tierarztkosten. Besonders letztere können schnell in den vierstelligen Bereich steigen, da die tierärztliche Versorgung großer Tiere, wie es Rinder sind, einen großen Aufwand erfordert. Es benötigt eine geeignete Stall- oder Behandlungseinrichtung und erfahrene Menschen oder Fachpersonen.
Überlegt man sich ein Rind zu kaufen, so sollte man sich immer die Frage stellen, ob man die Pflege und Unterhaltung auch im Krankheitsfall des Tieres noch stemmen kann. Wenn Rinder gesund sind, könnte es den Anschein erwecken, dass sie pflegeleicht wären oder vielleicht ein weiteres Rind noch gut zu stemmen wäre. Doch von diesem Schein sollte man sich nicht trügen lassen und vor einem Kauf immer auch ein Krankheits-Szenario bedenken.
Gerade auf Social Media sieht man oft Rinder, die tolle Tricks können, sich kuscheln lassen und ohne Probleme auf Spaziergänge mitgehen. Dabei sieht man nicht, dass dies das Ergebnis von meist jahrelangem Training ist. Zudem hat jedes Rind seinen eigenen Charakter, seine eigene Vergangenheit, Bedürfnisse und Vorlieben. Was bei einem Rind nach jahrelangem Training funktioniert, kann bei einem anderen Rind vielleicht schon nach einem Monat klappen und wieder ein anderes möchte es nie mitmachen.
Bei einem Rinderkauf sollte man sich also keine falschen Hoffnungen machen oder gar zu hohe Erwartungen haben. Es kann viel Geduld und Zeit erfordern, bis man seine Trainingsziele mit dem Rind erreicht. Und gleichzeitig sollte einem bewusst sein, dass es Rinder gibt, mit denen man diese selbst formulierten Ziele wohl nie erreichen wird. Auch das sollte ok sein. Immerhin retten wir die Rinder aus der Nutztierhaltung. Würden wir die Rinder wieder abgeben, weil sie unseren Wünschen und Erwartungen nicht entsprechen, würden wir sie nicht wirklich aus der Nutzung retten, sondern sie vielmehr für unsere persönliche Nutzung halten. Verantwortung für ein Tier zu übernehmen bedeutet eben nicht, sich nur um das Tier zu kümmern, wenn es einem selbst gut passt, das Tier seinen Vorstellungen entspricht und gesund ist, sondern es bedeutet, das ganze Rinderleben lang für das Tier da zu sein.